Geschichte

chronik

Im Februar 1985 eröffnete die Regierung der Oberpfalz in der Stadt Weiden das Auffanglager für Flüchtlinge. Die Einstellung der das Sammellager umgebenden Bevölkerung und den Asylsuchenden war von Vorurteilen, Angst und Misstrauen geprägt. Viele Bürger befürchteten, dass jene um Schutz suchenden Menschen die allgemeine Sicherheit verschlechtern würde. Manch einer machte sich z.B. darüber Gedanken, ob man noch weiterhin unbesorgt seine Wäsche im Garten zum Trocknen aufhängen könne oder diese nun vor den Fremden in Sicherheit bringen solle. Auch die Sicherheit von Fahrrädern und anderen beweglichen Gegenständen schien für manche Bürger nicht mehr gewährleistet zu sein. Neben diesen Befürchtungen aus dem Bereich des alltäglichen Zusammenlebens meldeten sich auch Stimmen zu Wort, die die Aufnahme von Asylsuchenden aus den verschiedensten Gründen nicht nur für Weiden, sondern generell für ganz Deutschland ablehnten. Dies hatte zur Folge, dass die in einer ehemaligen Wirtschaftsschule untergebrachten Flüchtlinge anfangs wie im Ghetto lebten und keinerlei Kontakt zu der einheimischen Bevölkerung hatten.

Diese deprimierende Situation nahmen engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Weiden zum Anlass und gründeten noch im selben Jahr einen Arbeitskreis Asyl. Mit Information und Aufklärung wollte der Arbeitskreis Vorurteile gegenüber fremden Kulturen abbauen, zu Toleranz und Verständigung beitragen, auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam machen und so für allgemeines Verständnis für die Flüchtlingssituation in Weiden werben. Heute kann man feststellen, dass der Arbeitskreis Asyl wesentlich dazu beigetragen hat, einerseits Vorurteile gegenüber Fremden spürbar abzubauen und andererseits Flüchtlinge in Weiden zu integrieren.

Mit Aufklärungsarbeit allein und dem Werben für Verständnis in der Bevölkerung war den Flüchtlingen in Weiden jedoch noch nicht geholfen, sie waren sich weitgehend selbst überlassen. Besonders die Kinder der Asylsuchenden litten unter der angespannten Situation.

Damals wie heute waren und sind die Lebens- und Wohnbedingungen für die Asylsuchenden nicht einfach: Oft leben Familien mit vier oder mehr Personen Tag und Nacht im selben Zimmer, was aufgrund der fehlenden Rückzugsmöglichkeiten zu innerfamiliärem Stress und Spannungen führt. Ganz zu schweigen von den Konflikten zwischen den Flüchtlingen untereinander. Diese bunt zusammengewürfelte Zwangsgemeinschaft besteht aus Menschen verschiedenster Abstammung und Kulturen, sie kommen aus den Verfolgungsländern dieser Welt, haben unterschiedliche Sprachen und Religionen und müssen erst selbst lernen, die Unterschiede zu akzeptieren und zu tolerieren.

Ursula Hess machte sich 1985 vor Ort ein Bild und nahm sich besonders der Kinder im Auffanglager an. Diese waren verständlicherweise die sensibelsten Mitglieder in der Gruppe der Asylsuchenden. Die besondere Problematik liegt darin, dass Flüchtlingskinder die Flucht aus der Heimat, den Verlust der vertrauten Umgebung oder gar eines Elternteils nicht nachvollziehen können. Zum einen sind sie meist zu jung für die intellektuelle Aufarbeitung der Fluchtursachen. Zum anderen lässt die Traumatisierung und nachfolgende Verdrängung von schrecklichen Erfahrungen eine Aufarbeitung gar nicht erst zu. In dieser Situation war eine schnelle und konsequente Einbindung der Kindern in eine stabile soziale Umgebung dringend geboten.

Anfangs betreute der Arbeitskreis Asyl die Kinder direkt im Sammellager, besuchte sie, erkundigte sich nach ihren Bedürfnissen und half, so gut es ging, auch den Eltern der Kinder in allen möglichen Belangen. Im Lauf der Zeit entstanden entsprechend der Altersunterschiede eine Kindergarten- und verschiedene Schülergruppen, der sich immer mehr Kinder anschlossen. Dies war die Geburtsstunde der Betreuung von Flüchtligskindern in Weiden. Bald wurden die Räume im Sammellager zu eng. Als Retter in der Not sprang zum Glück die Stadt Weiden ein. Der Oberbürgermeister und der Weidener Stadtjugendring stellten Räume im Jugendzentrum zur täglichen Betreuung zur Verfügung.